Die Haltung von Heimtieren kann sehr viel Freude bereiten und das Leben bereichern. Damit das Zusammenleben von Mensch und Haustier auf Dauer angenehm bleibt und keiner der Beteiligten leidet, sollten vorab jedoch einige Überlegungen angestellt und Vorbereitungen getroffen werden.
Schweinchen, Goldfisch, Murmeltier? Welche Tierart passt zu dir?
Keine Ursache für gescheiterte Beziehungen zwischen Menschen und ihren Tieren ist im Nachhinein so häufig festzustellen, wie enttäuschte Erwartungen auf Seiten der Tierhalter. In Folge sitzen unzählige Kleintiere, Hunde, Katzen und Exoten in Tierheimen ein. Auch Kinder- oder Wohnzimmer, in denen ein Haustier nur mit dem Notwendigsten versorgt sein Dasein fristen, sind traurige Zeugnisse solch gescheiterter Beziehungen. Wer sich und anderen jedoch die richtigen Fragen stellt und vor der Anschaffung die eigene Lebenssituation mit den Bedürfnissen seines oder seiner zukünftigen Hausgenossen abgleicht, der kann Enttäuschungen vermeiden und die besten Voraussetzungen dafür schaffen, damit das Experiment Tierhaltung zum vollen Erfolg wird.
Einige der wichtigsten Fragen, die du dir als angehender Tierhalter vorab stellen und selbstkritisch beantworten solltest, lauten:
- Warum möchte ich mir überhaupt ein Haustier anschaffen? Was erwarte ich von seiner Haltung?
- Diese Fragen mögen banal klingen. Doch sind sie oft gar nicht so leicht zu beantworten, wie man zunächst vielleicht meint.
Mögliche ehrliche Antworten auf sie könnten beispielsweise lauten
- Ich liebe Tiere und die Natur und beobachte sie gerne.
- Ich fühle mich allein, wünsche mir Gesellschaft und das Gefühl, gebraucht zu werden.
- Ich suche Kontakt zu anderen Menschen und das Tier wird mir dabei helfen.
- Ich brauche mehr Bewegung, die mir die Tierhaltung verschaffen wird.
- Ich bin etwas Besonderes und möchte dies nach außen zeigen, indem ich ein Tier halte, das meine Einzigartigkeit unterstreicht.
Kinder und Tiere
Auch wer die Anschaffung eines Haustieres für sein Kind erwägt, sollte diese Fragen stellen. Bei Kindern scheint es manchmal nur auf den ersten Blick so, dass sie sich schlicht ein Tier wünschen, mit dem sie kuscheln und spielen können. Vielleicht steckt, wie bei den Erwachsenen, aber auch mehr dahinter, wie beispielsweise das Gefühl von Einsamkeit oder der Wunsch, sich aus der Masse hervor zu heben. Es ist unbedingt zu beachten, dass manche Tierarten einfach nicht für Kinder geeignet sind, auch wenn sie noch so putzig aussehen und ein kuscheliges Fell haben. Chinchillas etwa sind nachtaktive und eigenwillige Geschöpfe, die sich nicht gerne festhalten und knuddeln lassen und für Kinder daher keine geeigneten Spielgefährten. Dem Erwachsenen sollte bewusst sein, dass sein Kind der eigenverantwortlichen Versorgung seines Tieres nicht wirklich gewachsen sein kann. Fütterung und Reinigungsarbeiten liegen daher immer letztendlich in der Verantwortung der Eltern. Diese sind gefordert, die Versorgung des Haustieres zumindest zu überwachen und notfalls selbst zu übernehmen.
Wir brauchen das Haustier viel mehr als es uns braucht
Wie auch immer man die Fragen für sich selbst oder sein Kind beantwortet hat, es spricht grundsätzlich nichts dagegen, sich ein Haustier anzuschaffen. Man sollte sich den eigenen Antworten jedoch bewusst sein und sich ehrlich eingestehen, dass in ihnen eine gute Portion Egoismus enthalten ist. Mit der Anschaffung eines Haustieres erteilen wir diesem eine Aufgabe. Nur wenn wir die richtige Wahl treffen, hat das Tier überhaupt eine Chance, diese auch erfüllen zu können. Dafür stehen wir sein Leben lang in seiner Schuld und haben dafür zu sorgen, dass es in unserer Obhut ein möglichst gutes und artgerechtes Leben führen kann.
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Um eine Enttäuschung von vorn herein auszuschließen und ein artgemäßes Tierleben zu gewährleisten, lauten daher die nächsten wichtigen Fragen:
- Welche der Tierarten, für deren Haltung ich mich interessiere, könnten meine Erwartungen oder die meines Kindes tatsächlich erfüllen?
- Kann ich der gewünschten Tierart ein artgerechtes Leben bieten?
Um diese Fragen sinnvoll beantworten zu können, ist es erforderlich, sich intensiv mit den Eigenarten, Lebensgewohnheiten und Bedürfnissen der in Frage kommenden Tierarten auseinander zu setzen. Hierzu ist es empfehlenswert, Fachbücher zu Rate zu ziehen und vielleicht Bekannte zu besuchen und zu befragen, die bereits Erfahrungen mit der Haltung einer bestimmten Tierart haben. Auch der Austausch in einem einschlägigen Internetforum kann eine große Hilfe sein. Für nahezu jede Hautier- und Kleintier-Art finden sich spezielle Foren, in denen aufkommende Fragen von Neulingen durch erfahrene Halter gerne und ausführlich beantwortet werden.
Grundsätzliches zur artgerechten Tierhaltung
Tiere fühlen sich in menschlicher Obhut nur dann wohl, wenn sie artgerecht ernährt werden und ihr arteigenes Verhaltensspektrum ausleben können. Auch für den Menschen ist das Zusammenleben mit dem Tier nur dann wirklich schön und erfüllend, wenn es seiner Natur folgen kann und gesund bleibt. Dies bedeutet beispielsweise für ein Kleintier, dass die Auswahl des Käfigs für ein Kleintier sich nicht an Mindestanforderungen orientieren, sondern so erfolgen sollte, dass es tatsächlich einen geeigneten Lebensraum darstellt.
Weitere wichtige Fragen, die es gegebenenfalls zu klären gilt:
- Kann und möchte ich mir Futterkosten, die artgemäße Unterbringung und gegebenenfalls einmal anstehende Tierarztkosten finanziell leisten?
- Ist mein Wohnraum für die Haltung geeignet?
- Kann ich das Mehr an Schmutz, Lärm und Arbeit tolerieren, das die Tierhaltung mit sich bringen wird?
- Bin ich dazu bereit, genug Zeit aufzubringen, um dem Haustier gerecht werden zu können?
- Wäre mein Vermieter mit der Tierhaltung einverstanden?
- Wenn ich wegen Krankheit oder Urlaub einmal ausfalle, kenne ich jemanden, der mein Haustier in der fraglichen Zeit versorgen wird?
Tipp für Mieter: Vor der Anschaffung von Hund oder Katze, muss der Vermieter zustimmen. Jedoch darf Ihr Vermieter die Kleintierhaltung nicht verbieten (Quelle: immowelt.de).
Einzel- oder Gruppenhaltung
Es gibt durchaus Tierarten, die einzeln gehalten werden können oder die von Natur aus Einzelgänger sind. Hunde etwa schließen sich eng an ihren Menschen an und es spricht nichts dagegen, einen einzelnen Hund zu halten, sofern er ausreichenden Auslauf erhält und während der Spaziergänge mit anderen Hunden in Kontakt kommen und mit ihnen spielen darf. Freigängerkatzen haben Gelegenheit, während ihre Streifzüge mit anderen Katzen zu interagieren. Auch wer sich ein Kleintier wünscht, kann bei der richtigen Auswahl ein Tier einzeln halten. Goldhamster etwa fühlen sich nur einzeln gehalten wohl. Bei den meisten Tierarten jedoch, sollte von einer Einzelhaltung auf jeden Fall abgesehen werden. Ob nun Pony, Meerschweinchen oder Papagei das geliebte Haustier werden soll, all diese Tiere sind auf die Gesellschaft von mindestens einem Artgenossen unbedingt angewiesen. An Tierhaltern, die diese Regel ignorieren, sollte man sich auf keinen Fall ein Beispiel nehmen, selbst wenn diese es besser zu wissen glauben und der Meinung sind, ihrem Tier gehe es auch ohne einen Artgenossen gut.
Falsch verstandene Tierliebe
Als Beispiel für eine solche sei hier die Unsitte angeführt, einen Wellensittich einzeln zu halten, weil er doch ansonsten nicht zahm würde. Auch mehrere Wellensittiche können durchaus zutraulich werden und bereiten ihrem Halter umso mehr Freude, wenn sie gemeinsam spielen, fliegen und kommunizieren. Auch das einzeln gehaltene Minischwein in der Wohnung ist ein populäres Beispiel falsch verstandener Tierliebe. Weder der Mensch noch eine andere Tierart kann dem sozialen Schweinchen einen Artgenossen ersetzen. Ein Schwein wird nur glücklich, wenn es gemeinsam mit mindestens einem Mitschwein in einem großem Auslauf leben darf, in dem ein wettergeschützter Stall, eine Suhle und eine Boden vorhanden ist, der nach Belieben durchwühlt werden kann.
Die richtige Entscheidung
Wenn man feststellt, dass man einer bestimmten Tierart kein artgemäßes Leben bieten kann, dann sollte man auf die Anschaffung verzichten. Es gibt sicher eine andere, die den eigenen Vorstellungen und Wünschen viel eher entgegen kommt und zur eigenen Lebensführung sehr gut passt. Einer glücklichen gemeinsamen Zeit von Mensch und Tier steht dann nichts im Wege.