Die Unterteilung in „weiche“ und „harte“ Drogen ist eine so gebräuchliche, dass sich ein jeder etwas darunter vorzustellen vermag. Und es scheint auch einen, zumindest in unseren Breiten, recht etablierten Konsens darüber zu geben, welche Substanzen in welche der beiden Kategorien fallen. Dabei ist die Unterteilung jedoch extrem willkürlich. Denn die Begriffe „weiche Drogen“ und „harte Drogen“ unterliegen keinen klaren Kriterien oder wissenschaftlichen Grundlagen.
Typischerweise wird der Begriff „harte Droge“ verwendet, um süchtig machende und injizierbare Drogen zu kategorisieren, wie Heroin, Kokain oder Crystal Meth. Marihuana ist normalerweise die einzige Droge, die nahezu global in die Kategorie der „weichen“ Drogen aufgenommen wird, obwohl einige Menschen Nikotin und Alkohol in diese Kategorie aufnehmen, da sie für Erwachsene legal sind und im Vergleich zu illegalen Drogen somit relativ sozial verträglich. Gleichwohl ihr gesundheitliches Gefahrenpotential ungleich höher liegt. Hier deutet sich bereits an, dass längst nicht alle Einflussfaktoren, die über „hart“ oder „weich“ entscheiden, notwendigerweise etwas mit Abhängigkeits- und Gefahrenpotenzial zu tun haben.
Keine klaren Kriterien
Der Begriff der „weichen“ Droge wird manchmal synonym mit dem Begriff „der Einstiegsdroge“ verwendet. Ein Begriff, der ebenso ungenau ist, da nicht jeder Konsument von Amnesia Haze und Co. zwingend zum Junkie wird. Wenn überhaupt ist eine solche Entwicklung eine Ausnahme und fängt typischerweise mit dem Alkohol an, da dieser selbst für Kinder leichter zu beschaffen ist. Überhaupt wirft die Verwendung der Begriffe „harte“ und „weiche“ Drogen mehr Fragen auf als sie beantwortet. Ist ein potenziell starkes Medikament nun „hart“, wenn es injiziert wird? Und sicherlich sind Heroin, Crack und Meth keine „weichen“ Drogen, sobald sie geraucht werden. Und überhaupt entscheiden häufig Reinheit, Menge, Häufigkeit des Konsums, sozialer Kontext und Art der Einnahme, wie schädlich sie sind. So sterben vieler Heroin-Tote an der Ungewissheit des Reinheitsgehalts, was Fehldosierungen wahrscheinlicher macht.
Überhaupt sind mehrere Rauschmittel besonders schwer zu kategorisieren. Laut der Expertenmeinung von Zamnesia haben Magic Mushrooms, LSD und andere Halluzinogene kein besonders großes Suchtpotential. Allerdings gibt es durchaus das Risiko schlechter Trips, da sie stark halluzinogen wirken können. Die damit verbundenen Risiken sind gut dokumentiert und verlangen Fingerspitzengefühl und Erfahrungswerte im Umgang. Weich – aber dennoch nicht ungefährlich. Auch hieran zeigt sich die Unzulänglichkeit von so kategorischen Definitionen wie „weich“ und „hart“.
Viele Grauzonen
Überhaupt – in welche Kategorie würden verschreibungspflichtige Medikamente wie Beruhigungsmittel und Schmerzmittel fallen? Wir hören normalerweise nicht von ihnen als „harte Drogen“. Dabei sind diese Medikamente hoch potent und teilweise leicht verfügbar. Nicht wenige von ihnen sind starke Opiate und somit dem Heroin, der „harten“ Vorzeigedroge schlechthin, chemisch sehr ähnlich. Tatsächlich war Heroin ursprünglich ein patentiertes Schmerzmittel, ehe es als Droge einstuft wurde. Ein Schmerzmittel, das vom Bayer Konzern auf die Welt losgelassen wurde!
Die Begriffe „harte Drogen“ und „weiche Drogen“ sagen nicht viel über die Drogen aus, auf die Bezug genommen wird. Sie werden hauptsächlich für dramatische oder publizistische Effekte verwendet und haben mehr mit gesetzlicher Wahrnehmung zu tun, als mit der relativen Schädlichkeit oder mit möglichen Komplikationen bei der Einnahme.