Zucker ist das neue Fett. Erinnern Sie sich noch an die 90-er Jahre? Das war die Zeit als Fett komplett „verteufelt“ wurde. Am besten gar kein Fett. Heute weiß man, dass dies so nicht richtig war. Zum einen benötigt unser Körper ein gewisses Maß an Fett und zum anderen gibt es sogar gesunde Fette und Öle. Ganz ähnlich scheint es jetzt mit Zucker zu sein. In jeder zweiten Fernseh-Sendung in der es um Ernährung geht erfolgt zuverlässig die Warnung davor. Am besten gar nichts mehr von dem süßen Stoff oder zumindest so wenig wie möglich.
Doch was ist das mit dem weißen Stoff? Ist er wirklich so schädlich und falls ja warum? Und gibt es auch positive Seiten? Gibt es gesunde Alternativen? Der folgende Artikel untersucht diese Fragen.
Wirklich so schädlich?
Wenn man sich in der Literatur oder im Internet umschaut und informiert, kann man von vielen negativen Auswirkungen lesen, die im Körperpassieren. Es heißt, Zuckerkonsum macht antriebslos, müde, depressiv, manche sagen sogar, sei so schlimm wie Alkohol und Tabak, ja es gibt sogar Aussagen, die vom „schlimmsten Gift“ sprechen und manche Artikel verwenden gar den Ausdruck „unsichtbarer Killer“. Das hört sich alles nicht wirklich gut an und immerhin gibt es ja auch eine Zuckerkrankheit, die man mit Blindheit und amputierten Gliedmaßen in Verbindung bringt. Doch wie immer im Leben ist es nicht ganz so einfach und man ist gut beraten, die Sache mit etwas mehr Tiefgang bzw. etwas differenzierter zu betrachten.
Das beginnt zunächst einmal mit der Überlegung dass es unterschiedliche Zuckerarten gibt. So ist zum Beispiel der bei uns bekannte Haushaltszucker wie man ihn zum Süßen von Getränken wie Kaffee oder Tee benutzt oder auch der Puderzucker zum Bestäuben von Kuchen in der Wirkung deutlich schädlicher als beispielsweise natürlich vorkommende Fructose in Obst oder Gemüse. Dazu kommt noch die bekannte Tatsache dass die Dosis das Gift ausmacht. In sehr vielen Fällen ist Zuckergenuss nur indirekt an der Entstehung bestimmter Krankheiten beteiligt, das hat damit zu tun, dass ein Übermaß das Immunsystem schädigt und wir mit einem schwachen Immunsystem anfälliger sind für Infektionskrankheiten. Fazit: Ja, Zuckerkonsum, insbesondere einfacher Haushaltszucker kann – im Übermaß konsumiert – sehr schädlich sein. Jetzt war ja noch die Frage zu beantworten, ob man der süße Stoff auch positive Seiten hat.
Kann Zucker auch nützlich sein?
Nicht sehr bekannt aber nichtsdestoweniger interessant ist die Tatsache, dass bestimmte Zuckerarten manchmal sogar als Heilmittel verwendet wird. Ja, Sie haben richtig gehört. Insbesondere in der Wundbehandlung findet das weiße Pulver als Heilmittel Verwendung und es gibt Fälle von Brandverletzungen da scheint es ein richtiges Wundermittel zu sein, nicht selten konnten Wunden erfolgreich behandelt werden wo zuvor Antibiotika versagt hat. Und äußerlich angewendet können sogar Infektionen damit unterdrückt werden.
Das ist übrigens auch der Grund, warum wir unsere Marmelade mit viel Gelierzucker einkochen, denn dieser konserviert und vermindert die Vermehrung von Bakterien und Mikroben. Der Trick besteht in der Menge. Wenn die Zucker-Menge im richtigen Verhältnis zu der zu konservierenden Menge an Früchten oder Gemüsen steht, dann schützt er die Früchte vor den Bakterien durch ein Prinzip, das man Osmose nennt. Einfach ausgedrückt werden den Mikroben, die sich an die Früchte heranmachen wollen das Wasser entzogen und das führt schließlich zu deren frühzeitigem Tod und gleichzeitig für längeres Überleben der Marmelade. Mit Süßstoff geht das nicht. Interessant, nicht wahr?
Zucker macht glücklich
Ja, wirklich. Wie allseits bekannt, sind zuckerhaltige Lebensmittel wie zum Beispiel Schokolade, Fruchtriegel, Pralinen etc, ein unglaublich schneller Energiespender, manchmal bekommt man sogar einen richtigen Energieschub, ein Gefühl von Leichtigkeit stellt sich ein man fühlt sich wohl und leistungsfähig, und manchmal sogar richtig beschwingt, einfach glücklich….
Das ist übrigens keine Einbildung und kann nachvollziehbar erklärt werden, beim Konsum von viel Zucker reagiert der Körper umgehend mit der Ausschüttung von Insulin, um den Zuckerspiegel im Blut in gesunden Grenzen zu halten. Insulin wiederum steht in Zusammenhang mit der vermehrten Ausschüttung von Serotonin, ein Hormon, das von manchen auch als Glückshormon bezeichnet wird. Übrigens, auch bei Verliebten wird in hohem Maß Serotonin ausgeschüttet. Apropos Verliebt. Ein ganz ähnlich angenehmes Gefühl kann erleben wer gezuckerten Kakao trinkt oder noch besser Schokolade in bestimmten Mengen konsumiert, auch hier stellt sich häufig dieses angenehme Gefühl von Leichtigkeit und Beschwingtheit ein. Auch das geht nicht mit Süßstoff, weshalb auch Schokolade mit Süßstoff in Wirklichkeit keine gute Idee ist.
Also es gibt natürlich sowohl positive als auch negative Seiten, allerdings ist klar, zu viel Zuckerkonsum kann sehr schädliche Wirkungen entfalten. Da liegt die Frage nach einer gesunden Alternative auf der Hand.
Stevia – eine gesunde Alternative?
Natürlich gibt es schon länger mehrere Arten von Süßstoff als Alternative zu Zucker, allerdings haben diese häufig bestimmte Nachteile. Seit einiger Zeit gibt es einen neuen Süßstoff, nämlich Stevia. Möglicherweise haben Sie auch schon einmal davon gehört. Was ist das? Stevia ist eigentlich eine Pflanze die übersetzt als Süßkraut oder Honigkraut bezeichnet wird und vor allem in Südamerika wächst. Die Pflanze hat eine extrem stark süßende Wirkung, die übrigens den Ureinwohnern dort bereits seit Jahrhunderten bekannt ist. Mit Saccharose vergleichen hat die Pflanze eine 100- bis 450- fach größere Süßkraft. Obwohl also die Süßungswirkung sehr beeindruckend ist und die Pflanze bereits seit Jahrhunderten Verwendung findet, war die Einführung in die „Zivilisation“ alles andere als einfach.
Sowohl in den USA als auch in Europa gab es seitens der Zulassungsbehörden große Zurückhaltung wenn es darum ging, dem Stoff Unbedenklichkeit zu bescheinigen. Das hat mit einer Studie aus den USA zu tun, die zu dem Ergebnis kam, dass Stevia in Verbindung mit 2 anderen Substanzen evtl. mutagene Wirkung haben könnte. Aufgrund dieser Studie wurde die Einführung von Stevia in die USA im Jahre 1991 verboten. Äußerst interessant ist die Frage, wer diese Studie finanziert hat. Beim Recherchieren erfährt man, dass diese Studie von der Firma Monsanto finanziert wurde, diese Firma stellt das Süßungsmittel Aspartam her. Ein Schelm wer dabei böses denkt. Alleine den Weg der verschiedenen Zulassungsverbote und Anfechtungen derselben zu lesen, gleicht einem Krimi. Nach langen Irrungen und Wirrungen erfolgte nun 2011 die Zulassung des Stevia Süßstoffes in der europäischen Union zur Verwendung in Lebensmitteln und Getränken.
Ist nun Stevia die erhoffte Alternative? Ja und Nein. Stevia ist ein hervorragender Süßstoff und eignet sich besonders gut zum Beispiel zum Süßen von Getränken oder Desserts. Im industriellen Einsatz tun sich die Hersteller noch ziemlich schwer, was dazu führt, dass es viele sog. Stevia Produkte gibt, die in Wirklichkeit mehr Haushaltszucker als Stevia enthalten. Der größte Vorteil von Stevia ist sicher die Tatsache, dass es im Grunde keine Kalorien enthält und auch keine Auswirkung auf den Blutzucker hat. Hier die Vor- und Nachteile von Stevia im Überblick:
Vorteile:
- Sehr kalorienarm
- Keine bekannte schädliche Wirkung auf den Organismus
- Leicht wasserlöslich, koch- und backfest
- lang haltbar
- für Diabetiker geeignet
- keine Auswirkung auf den Blutzucker
- keine Kariesgefahr
Nachteile:
- Nicht immer ist Stevia drin wo es drauf steht (meist wird nur das chemisch aufbereitete Steviolglykosid verwendet)
- Gewöhnungsbedürftiger Eigengeschmack mit leicht bitterer Note
- Viele Stevia Produkte enthalten außerdem noch Haushaltszucker
- Wirkung noch nicht abschließend erforscht
FAZIT:
Stevia ist definitiv eine gute Alternative, allerdings nicht ersatzlos. Der industrielle Einsatz ist noch schwierig, je nach Einsatzgebiet stört viele der gewöhnungsbedürftige, leicht bittere Nachgeschmack.
Es gibt Produkte, da macht der Einsatz richtig Sinn, so zum Beispiel Stevia Süßstoff oder bei Haribo Lakritz. Deshalb ist das Süßen von Tee oder Kaffee mit Stevia Süßstoff auch eine sinnvolle Alternative. Bei anderen Produkten muss man etwas genauer hinschauen, wenn zwar Stevia draufsteht aber nur 10% der Süße daher kommt und der Rest mit normalem Einfachzucker erreicht wird, stellt sich die Frage, wie sinnvoll das ist.
Außerdem gibt es Einsatzgebiete der „süßen Droge“, da möchte man einfach nicht darauf verzichten, zum Beispiel die „glücklich machende“ Schokolade oder der Klecks richtig süßer Sahne auf dem Streuselkuchen. Also Stevia JA, da wo es sinnvoll ist und nicht stört, Zucker JA, allerdings unbedingt auf die Dosis achten.