Reibungsscharniere werden Scharniertypen mit einem konstanten Drehmoment (Drehmomentscharnier) bezeichnet, die der Drehbewegung beim Öffnen und Schließen eines Objekts einen Widerstand entgegensetzen. Anders als ein herkömmliches Scharnier ohne Drehmoment, verhindern Reibungsscharniere, dass die zu haltenden Türen, Klappen, Deckel o.ä. einmal vom Anwender losgelassen, wieder zuklappen. Umgangssprachlich werden Reibungsscharniere auch als Drehmoment- oder Friktionsscharniere bezeichnet.
Ein Reibungsscharnier als Lösung für alle Objekte?
Nicht ganz, denn Reibungsscharnier ist vielmehr ein Überbegriff für eine ganze Reihe an Scharnieren, die alle mittels Reibung funktionieren. Je nachdem, wo ein Reibungsscharnier eingesetzt werden soll, muss es unterschiedliche Merkmale und Funktionen mitbringen. Neben dem passenden Material und der Größe, ist somit vor allem die nötige Widerstandsfähigkeit, die gebraucht wird, um das gewünschte Objekt zu halten, ausschlaggebend bei der Auswahl. Außerdem muss darauf geachtet werden, ob ein Scharnier verdeckt oder sichtbar angebracht wird. Sollte es nicht sichtbar sein, ist eine Legierung nicht notwendig. Ist ein Scharnier jedoch sichtbar an einem Objekt verbaut, wie es beispielsweise bei einer Gerätehalterung von einem Touchdisplay der Fall ist, wird die Oberfläche des Scharniers mit einer Legierung versehen. Und zwar so, dass sie sich optisch dem restlichen Teil des Gerätes anpasst.
Scharniertypen im Detail
Schauen wir uns nun einmal genauer an, welche Arten von Reibungsscharnieren es gibt. Hier muss jedoch angemerkt werden, dass die Hersteller von Reibungsscharnieren mittlerweile eine Vielzahl an Scharniertypen und -lösungen entwickelt haben und dies bis heute erfolgreich tun. In der Automobilbranche ist es zum Beispiel durchaus üblich, im Zuge des Baus eines neuen Modells auch spezielle Scharniere anfertigen zu lassen. Eigentlich logisch, bedenkt man, dass die Türen von einem Smart deutlich leichter sind und ihnen weniger Widerstand entgegengesetzt werden muss, als beispielsweise denen von einem SUV. Auch ist es möglich, gemeinsam mit Herstellern von Scharnieren spezielle Lösungen für andere Objekte, wie Kassensysteme mit beweglichem Display oder Fernsehhalterungen, zu entwickeln. Diese Zusammenfassung bildet also nur eine Übersicht der unterschiedlichen Reibungsscharniertypen. Die heutigen Design- und Herstellungsmöglichkeiten sind trotzdem schier unendlich.
Scharniertypen aus Metall (Edelstahl, Stahl, Aluminum, Blech u.a.)
- Regulierbare Reibungsscharniere
Sie sind mit einer Einstellschraube versehen, über die sich der Widerstand, welchen sie beim Anziehen oder Lösen des Scharniers ausüben, individuell regulieren lässt. Das regulierbare Reibungsscharnier eignet sich vor allem für Einsatzorte, die eine feine Regulierung nicht voraussetzen. Warum? Bereits durch leichtes Anziehen oder Lösen ihrer Einstellschraube verändert sich die Reibungskraft deutlich, sprich sie nimmt entweder sehr schnell zu oder ab.
- 360° Reibungsscharnier
Normalerweise lässt sich ein Scharnier in ein bis zwei Richtungen bewegen, sodass z.B. eine Klappe geöffnet und wieder geschlossen werden kann. Anders verhält sich das 360° Reibungsscharnier, welches die vollständige Rotation eines Objekts ermöglicht. Anwendung findet dieses Scharnier beispielsweise an Bildschrimaufhängungen.
- Multi-Achsen-Scharnier
Das Multi-Achsen-Reibungsscharnier hingegen lässt sich a) wie das zuvor genannte Scharnier um 360° drehen und b) zusätzlich auch nach oben und unten kippen. Diese Art von Scharnier wird beispielsweise an den Lampen von Zahnärzten, aber auch an den Schwenktischen von bestimmten Industriemaschinen benutzt, um eine multiachsiale Bewegung zu ermöglichen.
- Soft-Close-Scharnier
Mit Hilfe der in diesem Scharnier verbauten Soft-Close Funktion wird verhindert, dass Klappen oder Türen zuschlagen. Heute werden Soft-Close-Scharniere an einer Vielzahl von Alltagsgegenständen wie Klappen von Mülltonnen oder WCs verbaut. Statt nach dem Loslassen zuzuschlagen, senken sich die Klappen stets gleichmäßig ab, bis das entsprechende Objekt wieder vollkommen verschlossen ist.
- Scherenbandscharnier
Dieser Scharniertyp wird vor allem an Fenster angebracht, da er für ein sehr sicheres Öffnen und Schließen ebendieser sorgt. Wer sich ein Scherenbandscharnier einmal genauer ansehen möchte, muss lediglich einen Blick auf eines seiner Fenster werfen. Der starre Teil des Scharniers ist am Fensterrahmen befestigt und durch die Scherenbänder, die beim Öffnen oder Kippen sichtbar werden, mit dem Fenster verbunden. Die Scherenbänder des Scharniers können variabel eingestellt werden.
- Topfscharnier
Ebenfalls aus dem alltäglichen Gebrauch bekannt ist das Topf- oder Top-Mount-Scharnier. Es besteht aus einem sogenannten Topf, einer Platte und einem Bandarm, der beweglich ist. Verbaut wird das Topfscharnier u.a. an Küchentüren bzw. Küchenschränken. Es kommt in unterschiedlichen Größen und Längen vor und kann, je nachdem welcher Winkel durch den Korpus eines Schranks vorgegeben wird, eingestellt werden.
- Unterputzscharnier
Bei dem sogenannten Unterputz- oder Flush-Mount-Scharnier handelt es sich um eine besonders platzsparende Variante, die zwei Objekte trotz geringem Spielraum verbindet und beweglich macht. Unterputzscharniere werden nicht sichtbar, sondern verdeckt verbaut. Eingesetzt werden sie beispielsweise in Badezimmern, nämlich hinter den sogenannten Vorwandinstallationen.
- Federscharnier
Die meisten Scharniere bestehen, anders als dieser Scharniertyp, aus 3 Komponenten. Zusätzlich zum Bolzen und den zwei Bändern, Scheren oder Lappen, wird das Federscharnier mit ein bis zwei Federn ausgestattet, durch die es möglich wird auch schwere Objekte zu bewegen und vor allem zu halten.
Scharniere aus Kunststoff
Scharniere aus Kunststoff stellen eine sehr leichte und auch preiswerte Alternative zu Metallscharnieren dar. Sie werden aus unterschiedlichen Arten von Qualitätskunststoffen hergestellt. Positiv an Scharnieren aus Kunststoff ist neben dem geringen Gewicht, dass sie sehr leise sind und nicht korrodieren können. Dennoch nutzt sich auch Kunststoff irgendwann ab. Kunststoffe sind weniger kratzfest als Metall, sind in den meisten Fällen brennbar und können von organischen Lösungsmitteln angegriffen werden.