Die Atomkraftdebatte spaltet die Gesellschaft wie kaum ein zweites Thema seit vielen Jahren. Heute, in Zeiten der sogenannten Energiewende gewinnt die Thematik wieder erneut an Brisanz. Wer über Atomkraft diskutiert sollte wissen, worüber eigentlich gesprochen wird. Ganz verkürzt gesagt bedeutet Atomkraft, synonym kann auch das Wort Kernkraft verwendet werden, die Energieerzeugung aus radioaktiven Substanzen wie Uran. Energie wird bei diesem Prozess in thermischer oder elektrischer Form freigesetzt und gewonnen. Uran und andere radioaktive Elemente besitzen ein extremes Energiepotenzial, deshalb gilt die Energieausbeute durch den Kernspaltungsprozess als sehr hoch im Vergleich zu regenerativen Energien. Atomare Strahlung ist für Menschen, Flora und Fauna gleichermaßen schädlich, deshalb genießt das Thema Sicherheit bei der Gewinnung von Atomenergie höchste Priorität. Kaum ein Tag vergeht, an dem die Atomkraft nicht Gegenstand von Berichten in der Presselandschaft ist, es ist eben ein viel diskutiertes Thema in der gesamten Breite der Gesellschaft.
Pro Atomkraft
- Hohe Energiebilanz
- Kein Anfall von CO2 als Abfallprodukt
- Keine Abhängigkeit von Gaslieferungen anderer Staaten
- Sicherung von Arbeitsplätzen durch das Betreiben von Atomkraftwerken
- Deutsche Atomkraftwerke gelten im internationalen Vergleich als sehr sicher
Kontra Atomkraft
- Sicherheit wird zunehmend infrage gestellt
- Verwüstung ganzer Landstriche durch Uranabbau
- Abhängigkeit von Drittländern bei der Uranzulieferung
- Oft jahrzehntelange Planungen bis zur Fertigstellung von Kernkraftwerken
- Schwierige Problematik bei der Entsorgung von Atommüll
Nie war elektrischer Strom wertvoller als heute
Sowohl für, als auch gegen die Nutzung von Kernenergie spricht jeweils einiges. Die Kehrtwende in der Atompolitik der Bundesregierung war das Kernreaktorunglück im japanischen Fukushima. Selbst bis dahin überzeugte Kernkraftbefürworter waren fortan bereit, grundlegend umzudenken und sich mit der berechtigten Frage auseinanderzusetzen, was ein Unglück dieser Dimension eigentlich für unsere zivilisierte Gesellschaft in Deutschland bedeuten würde. Durch die Nutzung von Einsparpotenzialen für Strom im Haushalt kann auch jeder selbst aktiv dazu beitragen, die Umwelt zu schonen und so schon bald auf Atomstrom völlig zu verzichten. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg und nicht alle gesellschaftlichen Gruppen sind willens und bereit ihn mitzugehen. Doch der Atomausstieg der Bundesregierung ist beschlossene Sache, aber ein Interessenausgleich zwischen Atomlobby einerseits und Atomgegnern andererseits ist ein schwieriger Spagat, den eine Regierung auch nur dann meistern kann, wenn die Bürger umfassend informiert sind, damit sie sich eine fundierte eigene Meinung zum Thema Atomkraft bilden können.
Der Super-GAU
Spätestens seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl wissen die Menschen, was unter dem Angst einflößenden Begriff Super-GAU zu verstehen ist. Bedeutet es doch den größten anzunehmenden Unfall in einem Kernkraftwerk, in dessen Folge ganze Landstriche für lange Zeit unbewohnbar gemacht werden. Auch wenn der russische Unglücksreaktor in einem Sarkophag aus Stahl und Beton sein Dasein fristet, brodelt es im Inneren immer noch gewaltig. Durch die Kernschmelze sind radioaktive Substanzen unkontrolliert in die Umwelt abgegeben worden und nähert man sich dem Unglücksreaktor, so schlägt der Geigerzähler auch heute noch heftig aus. Daran wird sich auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nichts ändern, denn radioaktive Nuklide verfügen während ihres Zerfalls über eine lange Halbwertzeit, in der kontinuierlich Strahlung abgegeben wird. Durch den Transport mit der Luft oder durch Wasser waren die Auswirkungen der Reaktorkatastrophen von Tschernobyl oder Fukushima global messbar. Bis in die 19990-er Jahre hinein wurde in Deutschland beispielsweise vom Verzehr frei wachsender Pilze abgeraten. Pilze nehmen in der Luft schwebende radioaktive Substanzen, wie beispielsweise Cäsium, leicht auf und bedeuten bei Genuss eine erhebliche Gesundheitsgefahr nicht nur für den menschlichen Organismus. Auch über die Langzeitfolgen dieser Minderstrahlung wird unter Experten kontrovers diskutiert. Eine Zunahme von bestimmten Tumorerkrankungen oder Missbildungen kann niemand sicher ausschließen.
Ist der Atomausstieg sicher?
Befürworter der Kernenergie hoffen, dass die jetzige oder die darauffolgende Bundesregierung den Atomausstieg wieder rückgängig machen könnte. Die Chancen stehen dafür vielleicht gar nicht mal so schlecht. Denn die Energiepreise klettern immer weiter, ein Ende dieser Preisspirale ist derzeit nicht absehbar und so könnten schon bald die Kernkraftbefürworter wieder an Oberwasser gewinnen. Betrachtet man die Kernkraft aus ökologischer oder wirtschaftlicher Sicht, so spricht eigentlich recht wenig für deren Nutzung. Allerdings sind regenerative Energien, allen voran Wind-oder Solarenergie noch keine einhundertprozentige Alternative zur Kernenergie und das, obwohl jedenfalls derzeit der Atomausstieg bereits beschlossene Sache ist. Die Regierung steht jedenfalls unter einem gewaltigen Druck. Einerseits ist der Atomausstieg beschlossen, andererseits tritt die Erforschung von geeigneten Technologien zur Gewinnung regenerativer Energien weiter auf der Stelle. Und die Macht der Verbraucher ist selbstverständlich ebenfalls an keiner Stelle zu unterschätzen, denn ein Preisanstieg für Strom nur wegen der Energiewende sind die wenigsten bereit klaglos hinzunehmen.
Mit Atomkraft ins neue Jahrtausend?
Auch wenn einiges für Kernenergie sprechen mag, sie ist letztendlich weder günstig noch nachhaltig und durch Abbau und Transport in fernen Ländern auch nicht gerade klimafreundlich. Es ist damit zu rechnen, dass Betrieb und Müll von Atomkraftwerken noch viele Generationen von Menschen belasten und krankmachen. Im Schadensfall muss der Steuerzahler für die Kosten geradestehen. Die Grundlastversorgung durch Atomkraftwerke führt immer wieder dazu, dass regenerative Stromerzeuger abgeschaltet werden müssen, um den Preis für Strom an der Börse nicht ins Bodenlose fallen zu lassen. Befürworter von Atomstrom geben zu bedenken, dass eine Abschaltung von Kernkraftwerken geradezu fahrlässig wäre, solange noch Gas, Öl und Kohle verbrannt werden. Trotz Subventionierung reichen die erneuerbaren Energien bis heute nun einmal nicht aus, um Kernenergie zu ersetzen. Ein Ausstieg aus der Kernenergie hätte zudem die stärkere Beanspruchung aller anderen Ressourcen zur Folge, was wiederum besonders zulasten ärmerer Länder ginge und somit unsozial sei. Wasserstoff oder Elektroautos kann es nun einmal nur mit genügend elektrischer Energie geben. Ablehnung oder Nutzung von Kernenergie muss also immer eine genaue Abwägung der Vor-und Nachteile beinhalten und ist niemals eine einseitig gerichtete Entscheidung. Eine weitere Sensibilisierung für das brisante Thema ist dringend notwendig.