Wer kennt es nicht, das geflügelte Wort von den sogenannten „Segelohren“? Das kann liebevoll bis spöttisch und gemein klingen – je nachdem, wie und von wem dies ausgesprochen wird. Doch während sich die älteren Generationen sicher noch an Klassenkameraden erinnern, die mehr oder weniger stark abstehende Ohren hatten, scheint das Phänomen heute deutlich seltener vorzukommen. Das hat aber einen ganz einfachen Grund: Abstehende Ohren werden heute sehr viel öfter und zudem bereits im jungen Alter korrigiert. Hierzu stehen verschiedene Verfahren zur Wahl, wobei die meisten als Routineeingriff relativ schnell durchführbar sind.
Korrektur abstehender Ohren: Längst ein Standardeingriff
Man könnte hierbei von einer Schönheitsoperation sprechen, da die operative Anlegung der Ohrmuscheln meist keinen gesundheitlichen Vorteil mit sich bringt. Trotzdem ist die weit akzeptiert und wird von den Krankenkassen in der Regel übernommen. Ein Grund hierfür liegt sicherlich in einem vernünftigen Nutzen-Risiko-Verhältnis, da moderne OP-Methoden als wenig komplikationsreich gelten. Aber auch die eingangs angesprochene, gesellschaftliche Stigmatisierung spielt eine Rolle: Obwohl man sich natürlich wünscht, dass es anders wäre, werden Kinder mit abstehenden Ohren durchaus von anderen gehänselt. Natürlich kann man den Ansatz verfolgen, dass hier in der Erziehung und in dem Sozialverhalten der anderen anzusetzen wäre – mit gutem Recht! Trotzdem: Da der Eingriff so unkompliziert und schnell zu machen ist, wird die Ohrenkorrektur von vielen Eltern vorgezogen.
Weitere Möglichkeiten der Ohrkorrektur im Detail: Verkleinerung der Ohrmuschel, Vergrößerung des Ohrläppchens
Die Korrektur abstehender Ohren gehört zu den mit Abstand am häufigsten vorgebrachten OP-Wünschen in dieser Körperregion. Daneben gibt es jedoch weitere, die von Betroffenen als Schönheitsmakel empfunden werden können: Insbesondere eine deutlich ausgeprägte Ohrmuschel sowie umgekehrt ein im Verhältnis kleines, „fliehendes“ Ohrläppchen lassen sich hier nennen. Beide lassen sich in einem ambulanten Eingriff durchführen. Für die Arztwahl gilt hierbei dasselbe wie für die Korrektur abstehender Ohren (siehe unten). Allerdings sollten Patientinnen und Patienten, die sich eine ästhetische Korrektur ihrer Ohrmuscheln bzw. –Läppchen wünschen, vorab über eine mögliche Kostenübernahme informieren: In der Regel müssen diese, im Gegensatz zur Korrektur von „Segelohren“, oft aus eigener Tasche bezahlt werden.
Grundsätzlich können Form und Größe der Ohrmuscheln mit derselben Technik korrigiert werden, die auch zur Anlegung abstehender Ohren zum Einsatz kommt: Ähnlich der Schnitt-Naht-Technik (siehe unten) wird das Gewebe hierbei auf der Rückseite eröffnet und anschließend überschüssiger Knorpel entnommen. Auf diese Weise wird die Ohrmuschel je nach Wunsch und Ausgangssituation leicht bis deutlich verkleinert.
Sehr unkompliziert funktioniert die Vergrößerung eines Ohrläppchens. Diese Methode kommt zum Einsatz, wenn das Läppchen im Verhältnis zum Ohr als zu klein empfunden wird. Ziel ist, insgesamt harmonische Proportionen zu schaffen. Dabei wird das Ohrläppchen mit sogenannten Dermal Fillern wie Hyaluronsäure oder Kollagen unterspritzt und somit optisch aufgepolstert. Alternativ ist auch eine Behandlung mit Eigenfett möglich. Da für die Ohrläppchenvergrößerung in der Regel nur sehr geringe Mengen an Material benötigt werden, wird sie auch mit anderen Eingriffen kombiniert. Generell gilt: Wird die Unterspritzung mit natürlichen Füllstoffen durchgeführt (wie heute nahezu ausschließlich), so kann eine Auffrischbehandlung nötig werden, weil diese nach und nach abgebaut werden.
Otopexie: Verschiedene Verfahren zur Anlegung der Ohren
Heute stehen verschiedene Verfahren zur Anlegung abstehender Ohrmuscheln zur Wahl. Wie so häufig gibt es dabei ältere Methoden, die quasi als Ausgangstechnik dienen, und moderne, weiterentwickelte Techniken, die sich zum Teil aber auch mit ihren Vorgängern überschneiden oder kombiniert angewandt werden können. Ein erfahrener Facharzt kennt die verschiedenen Verfahren und kann genau erklären, welches für die Otopexie am besten geeignet ist. Denn: Nicht immer sind die schonenden, minimal-invasiven Verfahren auch tatsächlich die richtige Wahl. Hier gilt es, mögliche Vor- und Nachteile individuell abzuwägen. Nahezu allen Verfahren gemein ist, dass sie die Ohrmuschel über die Rückseite eröffnen und somit im Idealfall keine sichtbaren Narben hinterlassen, und dass die Behandlung unter örtlicher Betäubung sowie häufig Sedierung (Dämmerschlaf) stattfinden kann.
Als die älteste heute noch zum Einsatz kommende Methode ist die Nahttechnik bekannt. Sie geht auf den französischen Arzt Mustardé zurück, der abstehende Ohren durch Einbringen eines medizinischen Fadens korrigierte. Hierzu muss in einem ersten Schritt Knorpelgewebe aus der Ohrmuschel chirurgisch entfernt werden. In diese Einschnitte kann dann der Faden wie eine Naht eingebracht werden, der die Ohren dauerhaft anlegen soll.
Die Nahttechnik gilt als Vorreiter der modernen Fadentechnik, die erst seit rund zwanzig Jahren durchgeführt wird. Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger kommt diese Methode allerdings gänzlich ohne Einschnitte aus, was einen Großteil ihrer Beliebtheit erklärt. Hierbei wird die Ohrmuschel mit Hilfe speziell definierter Nahtmuster operativ „angenäht“, ohne dass Knorpelgewebe entfernt werden muss.
Umgekehrt ohne Nähte statt ohne Einschnitte kommt wiederum die Ritztechnik aus, die auf den schwedischen Arzt Stenström zurückgeht. Hierbei wird der Ohrknorpel durch spezielle Einritzungen gezielt geschwächt, wodurch er von selbst weicher und elastischer werden und sich schließlich auf natürliche Weise anlegen soll.
Bei der kombinierten Schnitt-Naht-Technik macht man sich die Erkenntnisse aus beiden Methoden zu Nutze: Gemäß der Ritztechnik wird der Ohrknorpel geschwächt und somit elastischer. Die anschließende Anlegung der Ohrmuschel soll nun deutlich leichter sein, außerdem muss oftmals weniger Knorpel entfernt werden als bei der klassischen Nahttechnik.
Wahl des Arztes: Vertrauen ist wichtig, die richtige Ausbildung ebenso
Ohrkorrekturen werden von Ärzten verschiedener Fachrichtungen angeboten. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Schönheitsoperationen kommen hier auch zum Beispiel HNO-Ärzte mit entsprechender Spezialisierung auf kleinere, ambulante Eingriffe als Behandler in Frage. Wer ein gutes Vertrauensverhältnis zu seinem HNO-Arzt hat, der sollte hier ruhig gezielt nachfragen. Oft können Ärzte, die nicht selbst operieren, Kollegen weiterempfehlen.
Neben HNO-Ärzten mit entsprechender Zusatzqualifikation werden Ohrkorrekturen unter anderem von Fachärzten für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie von Fachärzten für Plastische und Ästhetische Chirurgie angeboten. Neben einer fachlichen Spezialisierung und der hiermit verbundenen Routine mit bestimmten Techniken sollte natürlich wie bei jeder Behandlung auch das persönliche Vertrauensverhältnis stimmen: Ausreichend Zeit für Untersuchung und Beratungsgespräch sollten eine Selbstverständlichkeit sein.
Nach der Ohrkorrektur: Nachsorge und Nachwirkungen
Mit Ausnahme jener Techniken, die ohne Einschnitte auskommen, werden die Ohren nach der OP mit einem speziellen Verband oder auch einer Bandage versorgt. Üblicher Weise wird dabei noch eine kleine Drainage gelegt, durch die Wundflüssigkeit und Blut abfließen können. Diese wird nach wenigen Tagen wieder gezogen.
Auch, wenn es sich bei der Ohrkorrektur um einen ambulanten Standardeingriff handelt, ist eine sorgfältige Nachsorge wichtig. Dazu gehört, dass Patienten bei Verschlechterungen und Auffälligkeiten (wie zum Beispiel Entzündungen am behandelten Ohr) umgehend Rücksprache mit dem Arzt suchen. So kann man verhindern, dass sich Infektionen weiter ausbreiten oder weitere Komplikationen entstehen. Beschwerden wie Schmerzen, Schwellungen, Rötungen sowie Überempfindlichkeit der Ohren beispielsweise gegen Berührung, Kälte und Hitze sind ganz normal. Sie sollten aber im Laufe der Zeit abklingen.
Der behandelte Ohrknorpel kann noch eine Weile sehr empfindlich und auch schmerzhaft sein. Um ihn zu schützen, kann der behandelnde Arzt das Tragen einer Bandage anordnen – je nach Situation nur nachts oder auch tagsüber, bei Sport und Aktivitäten mit Verletzungsgefahr etc. Allerdings sollte auf Sport für etwa vierzehn Tage vollständig verzichtet werden. Auch übermäßige Hitze wie zum Beispiel durch Saunagänge kann für einige Zeit kontraindiziert sein. Hierbei gilt wie natürlich bei allen Nachsorgemaßnahmen: Unbedingt die individuellen Ratschläge des Arztes befolgen!
Mögliche Risiken
Auch bei Standardeingriffen kann es selbstverständlich zu Komplikationen kommen. Einige davon lassen sich bereits durch eine korrekte Durchführung (Wahl des richtigen Arztes, ausreichend Routine, sorgfältiges und hygienisches einwandfreies Arbeiten) und die sogenannte Compliance, also das Mitwirken des Patienten, verhindern oder ihr Risiko minimieren. Bei Kindern sollten Eltern darauf achten, dass alle relevanten Angaben (zum Beispiel Medikamenteneinnahme, Allergien, Komplikationen bei vorherigen Operationen) stimmen und dass die Hinweise zur Nachsorge eingehalten werden.
Grundsätzlich bergen operative Eingriffe das Risiko einer Infektion. Bei ernsthaften Anzeichen hierfür sollte man sofort Rücksprache mit dem behandelnden Arzt, im Notfall auch mit dem jeweiligen Notdienst, halten. Im schlimmsten Fall kann eine Infektion unbehandelt oder nicht rechtzeitig erkannt weitere Bereiche bis hin in den Gehörgang befallen. Auch das Absterben von Gewebe ist hierbei grundsätzlich möglich.
Insbesondere die Fadentechnik birgt das Risiko von Schmerzen und Druck- bzw. Zuggefühlen. Daneben sind natürlich auch ästhetische Risiken zu nennen: Grundsätzlich ist es möglich, dass die Ohrkorrektur nicht den gewünschten Erfolg bringt oder dass bei der Ohrmuschelverkleinerung entweder zu wenig oder zu viel Knorpel entnommen wird.