Nach spätestens 15 Jahren wird es Zeit für eine neue Matratze. Doch während vor zehn bis 15 Jahren die Auswahl der Produkte noch überschaubar war, wird der Suchende heute mit einer Vielzahl von Produkten und Fachtermini überhäuft. Raumgewicht, Haltbarkeit, waschbar oder nicht, Federkern, Kaltschaum, Zonen, Einzel- und Doppelmatratzen, Härtegrad und vieles mehr stehen zur Wahl. Damit Sie die richtige Matratze mit nach Hause nehmen, gibt es ein paar einfache Regeln.
Die Matratze – wichtiger Wohlfühlfaktor
Experten sprechen davon, dass jeder Erwachsene circa acht Stunden Schlaf benötigt. Chronischer Schlafmangel führt nicht nur zu Konzentrationsschwäche, Gereiztheit und Müdigkeit. Die Psyche leidet stark unter dem Schlafentzug, denn das Gehirn benötigt sowohl die Tiefschlaf- als auch die REM- Phasen, um sich zu regenerieren. Depressionen und Stress sowie eine erhöhte Anfälligkeit für Herz-Kreislauferkrankungen sind seit langem bekannte Folgen von zu wenig Schlaf. Dennoch gilt auch heute noch die Matratzenauswahl als ein unterschätzter Faktor für das Wohlbefinden.
Nur wenige wissen, dass die Matratze selbst für die Schlafprobleme verantwortlich sein kann. Ständiges hin und her wälzen sowie häufige Schlafunterbrechungen können durch eine unbequeme Matratze hervorgerufen werden.
Die Folge:
Völlig unnötig greifen Betroffene zu Baldrian- und Hopfentabletten oder gleich zu den, den ganzen Körper belastenden, chemischen Schlafmitteln. Hilft auch das nicht – bleibt vielen nur der Gang zum Arzt. Aufwändige Untersuchungen auf Schlafapnoe oder hormonelle Störungen zehren zusätzlich an den Nerven. Bleiben alle Ergebnisse ohne Befund, ist oft auch der Arzt ratlos. Denn liegen keine körperlichen Ursachen zugrunde, können nur psychische Störungen oder Stress für die Schlafprobleme verantwortlich sein. An die falsche Matratze denkt kaum jemand bei der Ursachenforschung.
Dass eine Matratze Rückenschmerzen auslösen bzw. verstärken kann, ist da schon bekannter – doch auch hier dauert es häufig Jahre, bis die Ursache Matratze gefunden ist. Zudem taucht immer häufiger das Problem auf, dass es sich nicht um Rückenschmerzen selbst handelt. Eine schädliche Liegefläche kann auch zu Haltungsproblemen an sich führen. Zudem zeigen neue Studien, dass Schlaflosigkeit jedwede Art von Schmerzen verstärkt. Daher müssen Sie besonders bei bekannten Erkrankungen des Skeletts und der Muskulatur, wie bei Osteoporose, Rheuma oder Gicht sowie bei sportlicher Belastung auf die richtige Matratze achten.
Die passgenaue Matratze – das Wichtigste zuerst
Das Wichtigste bei der Matratzenauswahl sind Ihre individuellen Präferenzen. Selbst wissenschaftliche Studien, die es in der Tat nicht oft gibt, können Ihre individuellen Bedürfnisse nicht vorhersagen. Es gibt nur grobe Richtlinien und Empfehlungen.
Daher gilt:
„Probieren geht über studieren“ – Sie müssen bei möglichst vielen Matratzen Probe liegen. Überlegen Sie, wie Ihre natürliche Schlafposition aussieht. Wenn Sie überwiegend auf der Seite schlafen, müssen Sie die Matratze selbstverständlich auch in der Seitenlage testen. Rotieren Sie nachts um die eigene Achse, sollten Sie auch dieses im Fachgeschäft nachahmen – auch wenn andere Kunden staunend stehen bleiben. In der Regel dauert es bei 90 von 100 möglichen Matratzen nicht länger als eine Minute, um herauszufinden, dass es die falsche ist. Also bleiben für den Extremtest nur noch 10 übrig.
Außerdem ist es ratsam, sich nicht gleich am ersten Tag für die Matratze zu entscheiden. Besuchen Sie zwei bis drei Tage später das Fachgeschäft noch einmal und wiederholen Ihren individuellen Test. Erst dann sollte die endgültige Entscheidung fallen.
Doppel- oder doch zwei Einzelmatratzen
Gerade beim Ehebett stellt sich die Frage ob eine Doppel- oder Einzelmatratze die bessere Wahl ist. Grundsätzlich kann aus den individuellen Bedürfnissen bereits abgeleitet werden, dass Einzelmatratzen besser sind. So kann sich der eine für die Hartschaum- und der andere für die altbewährte Federkernmatratze entscheiden. Wichtig bei Einzelmatratzen ist vor allem dieselbe Aufbauhöhe. Eine unerwünschte Stufe im Bett ist genauso unangenehm wie eine Kuhle in der Liegefläche. Doch auch, wenn beide Partner das gleiche Produkt wählen, kann eine Einzelmatratze, besonders bei einem starken Gewichtsunterschied, Vorteile habe. Auch hier gilt: Sie sollten die neue Matratze zusammen mit Ihrem Partner auswählen und gemeinsam Probe liegen.
Obwohl der individuelle Test das „A und O“ bei der Wahl der neuen Schlafstätte ist, gibt es doch ein paar Parameter, die sich nicht im Fachgeschäft simulieren lassen. Besonders die Schweißabsorption und die Haltbarkeit des Materials sind zu beachten. Doch auch bei den vielen Zonen der Matratzen gibt es Richtwerte.
Der waschbare Bezug
Pro Nacht schwitzen Sie bis zu 1,5 Liter aus. Diese Feuchtigkeit sammelt sich vor allem in der Matratze und kann bei unzureichender Belüftung schnell einmal zu Schimmel führen. Wenn auch Sie nach dem Sport gerne die Kleidung wechseln und duschen und es Ihnen ein Graus ist, verschwitzt am nächsten Tag zur Arbeit zu gehen, ist ein waschbarer Matratzenbezug für Sie unabdingbar. Nicht nur die Salze und Hautschuppen sammeln sich hier, auch die unerwünschten Hausstaubmilben halten sich hier gerne auf und sind durch die Wäsche einfach zu entfernen.
Das Raumgewicht
Bei vielen Matratzen wird das Raumgewicht (RG) in kg/m³ angegeben. Dieses entspricht der Dichte des Materials. Je höher das Raumgewicht, desto länger ist die Matratze haltbar, denn die Materialermüdung und Elastizität sind gering. Eine Matratze mit einem RG 20 – 25 ist meistens schon nach einem Jahr durchgelegen, während das RG 75 ein echtes Luxusprodukt mit einer 15 – jährigen Lebensdauer ist. Dennoch ist das Raumgewicht nicht mit der Matratzenhärte gleichzusetzen. Auch sehr weiche Produkte können eine hohe Materialdichte und damit eine lange Lebensdauer haben.
Die Zonen
Matratzen mit bis zu acht Zonen werden in Fachgeschäften häufig als Rolls-Royce angepriesen. Doch ist dies aus wissenschaftlicher Sicht nicht verständlich. Jeder bewegt sich während der Nacht und Mehrfachzonen können sich unmöglich den unterschiedlichen Körperpositionen anpassen. Hingegen erscheint eine weichere Zone im Schulter- und Hüftbereich sinnvoll. Sie gibt dem erhöhten Gewichtsdruck bei Seitenschläfern nach und bringt die Wirbelsäule in eine schonende, gerade Linie.
Die Frage der Fragen – Latex, Federkern, Gelax, Viscoschaum, Kaltschaum, Federkern oder Taschenfederkern
All diese Matratzenarten sind heute echte Hightech-Produkte und jede Bauform hat unterschiedliche Vorteile. Während Personen, die leicht sind und überwiegend auf Bauch oder Rücken schlafen, praktisch mit allen Produkten einen erholsamen Schlaf finden können, müssen Seitenschläfer und Übergewichtige besondere Sorgfalt bei der Auswahl walten lassen. Bei Seitenschläfern erhöht sich das Gewicht punktuell an Hüfte und Schulter, sodass auch eine normalgewichtige Person an diesen Stellen Probleme wie ein Übergewichtiger entwickeln kann.
Gehören Sie zu dieser zweiten Personengruppe, nehmen Sie unbedingt Abstand von Latex- oder Gelaxprodukten. Diese sind zu weich und bieten dem Körper nicht genug Stabilität. Auch die Kaltschaummatratze ist in der Regel nur für ein Gewicht bis zu 90kg und nur bedingt für Seitenschläfer ausgelegt.
Viscoschaum ist hingegen deutlich strapazierfähiger in Bezug auf Gewicht und Schlafposition. Jedoch ist er anfällig bei zu starkem Schwitzen und kann schnell schimmeln.
Feder- oder Taschenfederkern sind besonders bei hohem Gewicht und starker Schweißproduktion gut geeignet. Während die Federkernmatratze härter ist, enthält der Taschenfederkern praktisch variable Zonen, die sich Körpergröße und -gewicht anpassen. Doch haben natürlich auch diese Produkte Nachteile, denn besonders die Hausstaubmilbe bevorzugt den Federkern.
Wer die Wahl hat…
Letzten Endes bleibt bei der Wahl der Matratze nur ein Rat: Nehmen Sie sich viel Zeit zum Ausprobieren und lassen Sie sich weder von Preisen noch dem Verkaufstalent der Mitarbeiter des Fachgeschäfts überrumpeln. Die richtige Wahl können nur Sie selbst treffen.
Bildernachweis:
Titelbild – Frau schläft – CC0 Public Domain / Pixabay.com