Der regionale Anbau von Obst und Gemüse gewinnt wieder zunehmend an Bedeutung. Viele Verbraucher wünschen sich wieder mehr Bezug und Nähe zum Erzeuger und den Produkten. Qualität wird mit Regionalität und Saisonalität gleichgesetzt. Um diesen Anstieg der Nachfrage nutzen zu können, ist es für die Landwirte und örtlichen Händler notwendig, die Lieferwege und Zwischenstationen des Handels zu minimieren. Neue Konzepte der Lagerungsmöglichkeit durch Fertighallen und einem direkt angebauten Vertrieb oder eine Verköstigung sorgen für Wirtschaftlichkeit. Die Akzeptanz der Abnehmer bestätigt diese Entwicklung.
Ein Gegentrend zur Umsatzmaximierung trägt bereits erste Früchte
Die Flächen für Obst- und Gemüseanbau wurden in der Vergangenheit oftmals rein für die Erntearbeit genutzt. Die Wege zur Weiterverarbeitung waren vielseitig und lange. Das gilt vor allem für den Export, aber auch in Bezug auf die Abnahmevorgaben der Handelskonzerne. Diese trieben die Erzeuger zunehmend zu einer Maximierung des Anbaus der Lebensmittel. Diese Rohstoffe kommen nicht nur in der Lebensmittelverarbeitung vor, auch die Industrie profitiert vom großflächigen Anbau von Getreide und Nutzpflanzenanbau wie Raps. Die Umsätze der Konzerne steigen, die der Erzeuger sinken dafür immer weiter. Ein Weg raus aus der Maximierung, ist der Fokus auf die eigene Region, auf das Bedürfnis der Menschen wieder vermehrt regional zu konsumieren und den örtlichen Handel zu unterstützen. Um diese wirtschaftliche Besinnung realisieren zu können, bedarf es moderner Konzepte, die sich zum einen nach Individualität, Authentizität und Qualität richten und gleichzeitig wirtschaftlich tragbar sind. Die Perspektive richtet sich zunehmend nach Nachhaltigkeit.
Fertighallen, Lagerplätze, Produktionsstätte und Absatzbereiche – alles unter einem Daach
Ein Beispiel wie der regionale Absatz realisiert werden kann, zeigt sich auf die Konzentration auf Tradition, umgesetzt mit modernem Vertrieb. Lagerung, Verarbeitung und Absatz können zentral an einem Ort erfolgen. Eine Fertighalle dient als Lager-, Produktions-, und Vertriebsstätte, daran angeschlossen sorgen Bauernläden, Restaurants und Cafés für das regionale Erlebnis. In Hessen ist die Herstellung von Apfelwein beliebt, eine Ausrichtung auf passende Erzeugnisse dient als Basis für einen regionalen Absatzmarkt. Apfelbaumplantagen können samt Lagermöglichkeit gepachtet werden, selbst bei der Saftpresse und dem Gärungsvorgang können Abnehmer direkt mitarbeiten. Der Verkauf von Apfelsaft und Apfelwein kann ebenfalls unter einem Dach erfolgen. Bei gutem Wetter zieht es viele Städter für Wanderungen und Spaziergänge auf das Land. Ein entsprechendes kulinarisches Angebot mit Apfelmost und Obstkuchen wird von den hungrigen und durstigen Freizeitsuchenden gerne angenommen.
Der Bezug zur Umwelt, zur Nachhaltigkeit und Ursprünglichkeit erlangt wieder mehr an Bedeutung. Immer öfter erfahren die Verbraucher von Lebensmittelverschwendungen, von Preisdumping und das Wegschmeißen von noch genießbaren Lebensmitteln. Auch der gesundheitliche Aspekt spielt eine große Rolle. Der Umgang mit Nahrung ist ein sensibles Thema, deshalb wünschen sich immer mehr Menschen einen verantwortungsvollen Umgang mit solchen Erzeugnissen. Lebensmittelkonzerne geben den Erzeugern bestimmte Auflagen und Richtlinien über die Beschaffenheit der Lebensmittel vor: Gurken müssen gerade sein, Obst darf keine natürlichen Unebenheiten vorweisen, Früchte ein bestimmtes Gewicht haben. Das alles dient der Umsatzmaximierung der Konzerne.
Moderne Absatzkonzepte treffen auf Werte bewusste Bedürfnisse
Eine Nische hat hier ein Unternehmen gefunden, das sich gezielt solch “ungewünschter“ Rohstoffe widmet. Bei dem Händler EtePetete werden Gemüseerzeugnisse aus dem Bioanbau angeboten, die bei der Ernte keine Abnehmer finden. Bewusste Verbraucher können sich solche eine Kiste mit Gemüse über das Internet bestellen und damit zur Nachhaltigkeit beitragen. Welchen Inhalt solch eine Lieferung bis vor die Haustür inne hat, bleibt aber eine Überraschung. Meist finden sich saisonale und regionale Schätze in so einer Kiste, die es selbstverständlich auch als Abonnement zu beziehen gibt.