Blähungen – irgendwie sind die immer noch ein absolutes Tabu-Thema. Sprechen tut man über zahlreiche Beschwerden und sogar Intimes und man tauscht sich auch aus, was Hilfsmittel gehen alle möglichen Probleme angeht. Mit den Blähungen sieht das anders aus, darüber wird nicht gesprochen und folglich bekommt man auch nur wenige hilfreiche Tipps, was wirklich hilft, wenn der Bauch gebläht ist und manchmal auch schmerzt.
Wer Blähungen hat, sollte erst einmal beobachten, wie häufig die auftauchen. Tatsache ist nämlich, dass chronische Blähungen ein ernstes Krankheitsbild darstellen. Wer immerzu Blähungen hat, sollte unbedingt zum Arzt gehen, denn bis hin zum Krebs der Verdauungsorgane können es viele Erkrankungen sein, die zu ständigen Blähungen führen. Und da sind Hausmittel dann auch überfordert.
Blähungen, die bedingt durch die Ernährung entstehen, sind aber ein verbreitetes und nicht gefährliches Problem. Im Gegensatz zu vielen anderen Kulturen sind Blähungen in unserem Kulturkreis aber schon deshalb so verbreitet, weil die natürliche Erleichterung, nämlich die blähenden Gase einfach freizulassen, hier absolut unterdrückt wird. Noch vor einigen hundert Jahren war es bei uns so, dass nach dem Essen Erleichterung – auch geräuschvoller Art – absolut üblich war. Auch in Gesellschaft war es überhaupt kein Problem, die Darmgase einfach rauszulassen. Weil das aber inzwischen absolutes No-go geworden ist, haben wir heute häufiger Blähungen. Auch veränderte Essgewohnheiten lösen das Problem natürlich mit aus.
Aber weil unsere Großmütter mit den Blähungen noch nicht so schamhaft umgegangen sind, wie wir das heute tun, deshalb gibt es auch viele überlieferte Hausmittel, die gegen die Blähungen helfen. Dabei kann man mit den richtigen Hausmitteln den Blähungen wirksam vorbeugen oder sie auch behandeln, wenn der Bauch dann drückt und kneift.
Was tun, damit es zu den Blähungen überhaupt nicht erst kommt oder wenn sie da sind?
Oftmals ist allein unsere Essgewohnheit schon der Auslöser für die Blähungen. Wir essen inzwischen im Gehen, im Stehen, irgendwo unterwegs und schlingen dabei mehr das Essen in uns hinein, als dass wir genießen. Kauen tut man nur noch solange, bis dass das Essen so weit zerkleinert ist, dass man es schnell schlucken kann. Hektik und Stress und der To-go-Trend haben sich ausgebreitet – und das führt nicht selten auch zu Blähungen.
Gut kauen
Wer gut kaut, kann den Blähungen schon einmal vorbeugen. Zum einen isst man so wesentlich langsamer, schluckt auch nicht so viel Luft mit der Nahrung. Zum anderen hat der Verdauungsapparat deutlich weniger Arbeit, wenn die Nahrung im Mund schon vorverdaut wurde. Genau das ist nämlich der Fall, wenn man gut kaut. Die Nahrung wird zerkleinert, die Enzyme im Speichel verdauen schon vorab und Magen und Darm werden entlastet – müssen deshalb auch nicht so viel Gase produzieren, um die Nahrung zu verarbeiten. Omas Regel, möglichst jeden Bissen 25-mal zu kauen, ist also keinesfalls überholt. Und damit das Kauen sich auch lohnt, sollte möglichst viel Essen auf den Tisch, bei dem das Kauen auch noch notwendig ist. Industriell gefertigte Burger gehören nicht dazu.
Bohnenkraut zu Kohlgerichtgen
Wenn das Essen eher schwer ist, kann man die Verdauung mit den richtigen Gewürzen entlasten. Hülsenfrüchte kann man zum Beispiel mit Bohnenkraut entschärfen und auch Kohl-Gerichte, die ziemlich stark blähen, werden durch Bohnenkraut wesentlich leichter verdaubar. Ob es also Wirsing, Sauerkraut oder Krautwickel sind – mit einer Messerspitze Bohnenkraut kann man den Blähungen vorbeugen.
Kümmel in Milch oder Tee
Zu schweren Gerichten lohnt es zur Vermeidung von Blähungen auch, einfach eine warme Milch oder einen Tee mit etwas Kümmel gewürzt zu trinken. Kümmel hilft gegen die Blähungen und wenn man ein Gericht gegessen hat, von dem man sich Blähungen erwartet, kann so schon effektiv Vorsorge betrieben werden.
Gebraten bläht – gekocht weniger
Wer ohnehin zu Blähungen neigt, sollte beim Essen lieber auf gekochte als auf gebratene Speisen setzen. Gebraten bläht, gekocht reduziert die Blähungen eher.
Bier bläht
Bier ist allein schon durch seinen hohen Kohlensäuregehalt ein sehr blähendes Getränk. Noch stärker wirkt hier obergäriges oder Weißbier. Gerade bei einem empfindlichen Organismus oder zu ohnehin schon blähendem Essen sollte man auf das Bier einfach verzichten.
Frisches Obst und Wasser zusammen meiden
Auch wenn Blähungen sich früher aus der Kombination von Wasser und frischem Obst deshalb ergeben haben, weil das Wasser noch mehr Keime aufwies, können empfindliche Mägen und Därme auch heute noch mit starken Blähungen auf diese Kombi reagieren. Mindestens 30 Minuten Zeitabstand zwischen frischem Obst und Wasser sollte man einfach einhalten.
Der Verdauungsspaziergang – sehr sinnvoll
Früher machte man nach einem üppigen Essen einfach einen Verdauungsspaziergang. Der ist heute aus unerfindlichen Gründen fast nicht mehr üblich. Statt sich zu bewegen, geht man an den Schreibtisch oder wahlweise am Wochenende auf das Sofa oder an den Laptop zurück, wenn man gegessen hat. Erwiesen ist allerdings, dass der Verdauungsspaziergang die Bildung von Verdauungsgasen erheblich mindern kann. Gerade nach einem sehr üppigen Essen sollte man sich also einfach etwas bewegen.
Bärlauch
Ende März beginnt die Bärlauch-Saison. Wer jetzt auf die Suche geht, kann den Bärlauch auf Feldern völlig kostenlos ernten. Zu Hause schneidet man den Bärlauch dann sehr klein, füllt ihn in eine Flasche und übergießt ihn mit einem klaren Schnaps wie Wodka oder klarem Korn. Drei Wochen muss dieser Sud jetzt ziehen. Am besten auf der Fensterbank, die auch etwas von der Sonne beschienen wird oder die zumindest von der Heizungswärme profitiert. Danach wird der Sud abgeseiht und in eine dunkle Flasche gefüllt. Nach einem schweren Essen ein kleines Schnapsglas voll getrunken, beugt den Blähungen vor. Wer keine Lust auf die Ernte von Bärlauch in freier Natur hat, kann auf dem Wochenmarkt den Bärlauch übrigens auch kaufen.
Fettiges Essen? Kümmel zum Würzen benutzen
Wenn es ein schwereres Essen gibt, man zum Beispiel eingeladen ist und bei der Verwandtschaft zu Braten und Bratkartoffeln genötigt wird, dann hilft Kümmel als Gewürz gegen Blähungen. Weiß man vorab schon, dass es bei der Tante immer den kräftigen Schweinebraten gibt, dann sollte man dem eigenen Bauch zuliebe ruhig ein Gewürzdöschen mit Kümmel mitnehmen. Kümmel ist absolut geeignet, um fast ohne Blähungen zu verdauen.
Fenchel zu Salat
Gibt es Salat zum Essen, dann ist Fenchel ein tolles Gewächs, um die Blähungen zu reduzieren. Im Salat schmeckt Fenchel auch noch richtig gut. Und nach 19 Uhr sollte man, wenn man sowieso Probleme mit den Blähungen hat, keinen Salat und auch sonst keine Rohkost mehr essen. Die Bio-Uhr hat jetzt schon auf Ruhezustand geschaltet, die Rohkost verbleibt im Verdauungstrakt und die Blähungen sind damit vorprogrammiert.
Sehr häufig Blähungen nach dem Essen? Das hilft jetzt
Wenn man weiß, dass man zu vielen Blähungen neigt, sollte man einfach einmal probieren, aus zwei Teelöffeln Dillsamen und kochendem Wasser einen Tee zuzubereiten. Der Tee muss nach dem Aufgießen 10 Minuten ziehen. Schon eine Tasse am Morgen getrunken hilft, den ganzen Tag die Blähungen zu reduzieren oder zu verhindern. Täglich getrunken, wird das Ganze schnell zum Ritual, um Blähungen einfach vorzubeugen.
Apfelessig
In lauwarmes Wasser zwei Teelöffel naturtrüben Apfelessig einfüllen, das Ganze mit einem Teelöffel
Honig süßen und dann nach dem Essen trinken, verhindert die Blähungen sehr schmackhaft.
Anis-Fenchel-Kümmel-Tee
Anis, Fenchel und Kümmel wird zu gleichen Teilen vorrätig gemischt. Dann bereitet man mit einem
Teelöffel dieser Teemischung und kochendem Wasser eine Tasse Tee zu. 10 Minuten ziehen lassen
und dann trinken – hilft sofort.
Baby-Blähungen
Babys leiden aufgrund ihres noch nicht vollständig entwickelten Magen-Darm-Traktes auch häufig unter Blähungen. Hier hilft dieser Tee aus Anis, Fenchel und Kümmel auch. Man sollte allerdings auf die gesüßten Instant-Produkte wegen der Zähne – auch wenn noch nicht vorhanden – verzichten. Für das Baby gibt es auch eine Anti-Blähungs-Salbe in der Apotheke, in der Fenchel und Kümmel enthalten ist. Wahlweise kann man auch Majoran-Salbe verwenden, um den kleinen geblähten Bauch im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel herum vorsichtig zu massieren. Warum im Uhrzeigersinn? Weil man damit dem natürlichen Verlauf des Darmes folgt und so die Blähungen quasi in Richtung Ausgang massiert.